Am 1. Dezember legte der Bundesrat den siebten Verlagerungsbericht vor. Die gute Nachricht: 2016 fuhren erstmals seit 1994 weniger als eine Million Lastwagen durch die Schweizer Alpen. Die schlechte Nachricht: Am Simplonpass ist die Zahl der Lastwagen seit 2014 stark angestiegen: von 77’000 Lastwagen auf 89’000 Lastwagen pro Jahr!
Und im laufenden Jahr werden es aufgrund der Sperrung des Grossen St. Bernhards nochmals deutlich mehr sein. Zudem ist der Simplonpass nach wie vor derjenige Alpenübergang der Schweiz mit den meisten Gefahrguttransporten. Rund 11’000 Lastwagen mit gefährlichen Gütern fahren jedes Jahr über den Simplon. Die meisten dieser Transporte dienen dem Import von Gütern von Italien in die Kantone Genf, Waadt und Wallis.
Dank dem Postulat Amherd macht sich der Bundesrat in seinem Bericht erstmals ernsthaft Gedanken zu einem generellen Verbot für Gefahrguttransporte am Simplonpass (analog der Verbote am Gotthard, San Bernardino und Grossen St. Bernhard). Er spricht auch von einer möglichen finanziellen Unterstützung für die Einrichtung Verladeanlagen. Solche Anlagen sind sowohl auf der italienischen Seite, als auch in Visp und Monthey bereits vorhanden. Noch zögert der Bundesrat aber und verlangt eine Risikoanalyse, mit welcher überprüft werden soll, ob der Bahnverlad von Gefahrguttransporten weniger gefährlich sei als der reine Strassentransport. Das tönt nach fauler Ausrede. Inzwischen ist hinlänglich bekannt, dass die Bahn sicherer ist als die Strasse.
Der Bundesrat möchte zudem die Selbstverpflichtung der betroffenen Unternehmen prüfen. Diese sollen die Zahl der Gefahrguttransporte auf ein für die Bevölkerung «akzeptables Niveau» senken. Da macht es sich der Bundesrat zu einfach, indem er sich einfach aus der Verantwortung nimmt. Die Zeit für ein Gefahrgutverbot am Simplon ist reif! Das Parlament hat grünes Licht gegeben, die Infrastrukturen für den Bahnverlad sind vorhanden, und die Dringlichkeit ist gegeben, wie die beiden Fast-Unfälle von Lastwagen mit kaputten Bremsen im Sommer 2017 einmal mehr gezeigt haben.
Worauf wartet der Bundesrat noch? Auf den ersten wirklich schlimmen Unfall?