Die Zusammenarbeit der Umweltorganisationen im Oberwallis – Pro Natura Oberwallis, Oberwalliser Gruppe Umwelt und Verkehr (OGUV), Verkehrs-Club der Schweiz (VCS Wallis) sowie WWF Oberwallis – hat eine lange Tradition, in den letzten Jahren waren die gemeinsamen Projekte und Aktionen jedoch nicht mehr so häufig. Dies soll sich wieder ändern.
In den nächsten Jahren warten im Oberwallis zahlreiche umweltrelevante Dossiers und Themen auf, zum Beispiel neue Wasserkraftprojekte, alpine Solaranlagen, Sanierungen von Altlasten, die Schaffung von Velowegnetzen, der Schutz der Biodiversität und nicht zuletzt der Klimawandel. Jede der vier Umweltorganisationen behandelt spezifische, in den jeweiligen Statuten festgelegte Themen, es gibt aber auch viele Querschnittsthemen. «Die Organisationen erhoffen sich von einer verstärkten Zusammenarbeit und gemeinsamen Auftritten Synergien und noch mehr Schlagkraft», sagt Ralph Manz, Regionalsekretär von Pro Natura Oberwallis.
Seit einigen Monaten treffen sich die Verantwortlichen der Oberwalliser Umweltorganisationen regelmässig zum Austausch. Eine gemeinsame Veranstaltung war am 24. August das «Umwältfäscht» beim Biotop in Brig. «Das war ein gelungener Anlass. Umweltschutzbegeisterte aus dem ganzen Oberwallis kamen zusammen, tauschten spannende Ideen aus und genossen die lockere Atmosphäre», erzählt Tobias Heinzmann von der OGUV. Dieses Jahr stehen noch zwei wichtige Abstimmungen auf dem Programm, bei denen sich die Oberwalliser Umweltorganisationen gemeinsam positionieren. Am 24. November 2024 stimmen wir über das kantonale Klimagesetz und über das Referendum gegen den Ausbau der Schweizer Autobahnen ab. «Es ist wichtig, dass wir bei solch gewichtigen Themen gemeinsam auftreten und unsere Kräfte bündeln», betont Sonja Oesch, Geschäftsleiterin des VCS Wallis.
Zurzeit haben die Umweltorganisationen im Oberwallis einen schweren Stand. In den Medien werden sie regelmässig an den Pranger gestellt, vor allem aufgrund des Verbandsbeschwerderechts. «Dieses demokratisch legitimierte Instrument gibt uns die Möglichkeit, in klar definierten Fällen die Umweltverträglichkeit eines Bauvorhabens oder eines Projektes durch ein Gericht prüfen zu lassen», erklärt Angela Escher, Geschäftsleiterin des WWF Oberwallis, «Das Verbandsbeschwerderecht hilft, die geltenden Umweltgesetze einzufordern – es sind aber nicht die Organisationen, die entscheiden, ob ein Projekt gebaut wird oder nicht, sondern der Entscheid liegt immer bei einem Gericht.»
Drei der vier Organisationen – Pro Natura, VCS und WWF – haben das Verbandsbeschwerderecht
Das nationale Beschwerderecht ist ein seit 1966 bewährtes Instrument, um der Umwelt eine Stimme zu geben. Es ist im eidgenössischen Umweltschutzgesetz sowie im Natur- und Heimatschutzgesetz verankert und wurde von der Bevölkerung im Jahr 2008 in einer Volksabstimmung mit 66 Prozent der Stimmen bestätigt. Das Beschwerderecht erlaubt den Umweltorganisationen, in klar definierten Fällen die Umweltverträglichkeit eines Bauvorhabens oder eines Projektes durch ein Gericht prüfen lassen. Das Beschwerderecht trägt dazu bei, dass bei Bauvorhaben die geltenden Gesetze eingehalten und Verbesserungen für die Natur erreicht werden. Das Verbandsbeschwerderecht steht nur ausgewählten Umweltorganisationen, derzeit 29 Organisationen, zu, die sich seit mindestens 10 Jahren und gesamtschweizerisch für den Schutz der Natur einsetzen. Zwischen 2010 und 2020 wurden 750 Wasser-, Wind- oder Biomassenprojekte realisiert. In diesem Zeitraum gab es im Schnitt weniger als 6 Verbandsbeschwerden pro Jahr. Der Rest waren private Beschwerden. Zudem weisen die Beschwerden der Umweltverbände eine hohe Erfolgsquote auf. Entscheide fällen aber immer die Richter:innen. Das zeigt, dass das Verbandsbeschwerderecht verantwortungsvoll eingesetzt wird und in vielen Fällen dazu geführt hat, dass nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch bessere Lösungen gefunden wurden.