Auf der alten Deponie Gamsenried wurden zwischen 1918 und 1978 chemische Abfälle aus dem Lonza-Werk in Visp abgelagert. Unter dem Mix an verschiedenen Stoffen deponierte die Lonza auch quecksilberhaltige Gipsabfälle (Hydrolgips) sowie mit Aminen verunreinigtes Gips (Hydrazolgips). In der Zwischenzeit wissen wir, dass über Jahrzehnte hochtoxische Stoffe unsachgemäss und in unstabilen Schichten gelagert waren, welche über Jahre in das Grundwasser und in den Rotten sickerten. Nebst Quecksilber gehören Benzidin und Aniline/Benzol zu den gefährlichsten Stoffen, die gefunden wurden.
Seit Herbst 2020 ist die OGUV neben den Ärztinnen und Ärtzte für Umweltschutz AefU, dem WWF Oberwallis sowie Pro Natura Oberwallis Mitglied der Informations- und Austauschplattform IAP Alte Deponie Gamsenried. Mitglied der IAP sind zudem der Kanton, die Lonza, das BAFU sowie betroffene Gemeinden, die GPK des Grossen Rats sowie weitere Vertreter*innen. 2020 präsentierte Lonza ihre Vorstudie Variantenbetrachtung zur Sanierung des Deponiekörpers der alten Deponie Gamsenried. An der Sitzung folgte dann die grosse Überraschung: Anstatt der 1.5 Mio. m3 Abfallvolumen, von welcher in der Sonderdebatte des Walliser Grossen Rats 2015 gesprochen wurde, schlummern im 290’000 m2 grossen Deponiekörper 3 Mio. m3 (4 bis 5 Mio. Tonnen) Abfallstoffe! Gemäss Studie der Lonza befinden sich 33 Tonnen Quecksilber über eine grosse Fläche verteilt, zudem gibt es mehrere Hotspots mit Quecksilberkonzentrationen und in einigen dieser Hotspots ist das Quecksilber mobil. Auch die 15 Tonnen Anilin und die 206 kg Benzidin sind über weite Bereiche verteilt. Aufgrund der Grundwasserüberwachung wurden Konzentrationen von Anilin und Benzidin im Abstrom der Deponie, in Baltschieder und Lalden, gemessen. Die drei Stoffe, sowie weitere chemische Abfallstoffe, welche im Deponiekörper schlummern und zum Teil austreten, sind für die menschliche Gesundheit sowie für die Umwelt hoch toxisch.
Sanierung: möglichst günstig?
Lonza muss gemäss Altlastenverordnung die alte Deponie Gamsenried schon längst sanieren. Und genau hier wird es brenzlig. Die Lonza schlägt verschiedene Sanierungsvarianten vor, bei welchen grösstenteils nur die Ausgrabung der Hotspots, welche aus unserer Sicht nicht klar definiert sind, vorgesehen ist. Ein kompleetes Inventar mit allen in der Deponie gelagerten Materialien und Abfälle sowie eine vollständige Übersicht des Schadstoffpotentials in den verschiedenen Kompartimenten fehlt immer noch. Für die Umweltorganisationen ist klar, dass schlussendlich nur eine Sanierungsvariante in Frage kommt: der Totalaushub des belasteten Materials.
Starke Experten auf Seite Umweltorganisationen
Als Experten stehen den Umweltorganisationen OGUV, AefU, WWF und Pro Natura Dr. Martin Forter, Geograf, Altlastenexperte und Geschäftsführer der AefU und Prof. Walter Wildi, Geologe und Altlastenexperte zur Seite. Diese Gruppe tagt regelmässig, tauscht sich aus und konnte im Rahmen der IAP Fragen stellen und eine Stellungnahme abgeben. An der nächsten Sitzung der IAP erwarten wir weitere Analysen, Antworten auf offene Fragen sowie Informationen zu den Sanierungsplänen der Lonza. Zusammen mit den anderen Organisationen verlangen wir weitere Sofortmassnahmen zum Schutz des Grundwassers, eine transparente und straffe Sanierungsplanung sowie die Veröffentlichung der rechtsverbindlichen Vereinbarung mit dem Kanton, die Deponie auch nach einem Verkauf der Chemiesparte zu garantieren.